Kommende Gäste & Specials
Di. 10.12. / 18:00mit Regisseurin Anne Frisius & weiteren Gästen
Die Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen in Deutschland ist erschreckend schlecht abgesichert. Brigitte Bührlen von der WIR!Stiftung: „84 % der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Warum lassen wir die Erfahrung von vielen pflegenden Angehörigen so brachliegen? Warum haben WIR als pflegende Angehörige nirgends Mitspracherecht? Die Bremer Regisseurin Anne Frisius beleuchtet in ihrem Film die Versorgung älterer Menschen aus einem neuen Blickwinkel und zeigt alternative Perspektiven auf, die über den bekannten Notstand hinausgehen. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, die Bedürfnisse der Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen und innovative Ansätze im Sorgebereich aufzuzeigen, wie z.B. eine selbstverantwortete Kölner Demenz-WG.
Doch es braucht dringend grundsätzlich neu Ansätze für ein würdevolles Leben mit Unterstützungs- oder Pflegebedarf statt profitorientierter Pflegeunternehmen. Andere Länder sind den Weg bereits gegangen.
Mi. 11.12. / 17:30mit Einführung von em. Prof. Dr. Rainer Stollmann
Agnès Vardas programmatischer Frauenfreundschaftsfilm beginnt 1962 und endet 15 Jahre später – in dem turbulenten Zeitraum lernen sich die 17-jährigen Pauline und Suzanne kennen. Vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund feministischer Kämpfe für Gleichberechtigung, Emanzipation und körperliche Selbstbestimmung zeigt der Film, wie sich Pauline und Suzanne als autonome Persönlichkeiten verbinden und gegen die Enttäuschungen und Erwartungen eine männlich-geprägten Welt verbünden.
Das feministische Quasi-Musical begegnet den gegensätzlichen Protagonistinnen mit großer Wärme. Auf der Gestaltungsebene lässt Varda ihre typische, experimentierfreudige Handschrift immer wieder mit einem naturalistischen Stil zusammentreffen, der für französische Filme dieser Zeit typisch war. Jedoch bleibt das Kraftfeld der Freundschaft ist der zentrale Ort, an dem weitere Ideen miteinander kollidieren: Im Film treffen die 60er auf 70er, lautstarker Feminismus auf versöhnlichen Liberalismus sowie Häuslichkeit auf das freie, ungebundene Leben auf der Straße. (Text: Universität Bremen)
Do. 12.12. / 17:30mit Regisseur Enrique Sánchez Lansch (via Zoom-Liveschalte)
Auch Diktatoren haben Mütter. Oder auch Ziehmütter. Die Startänzerin Chea Samy am Königshof Kambodschas erzieht den kleinen Bruder ihres Mannes und ermöglicht ihm ein Studium in Paris. Jahre später, 1975, beginnt die Terrorherrschaft der Roten Khmer im Land. Tanz gilt nun als bürgerliche Kunstform und soll ausgerottet werden. Aus der Tänzerin Chea Samy wird eine Zwangsarbeiterin auf dem Land. Während ihrer Gefangenschaft erfährt sie, dass ihr Ziehsohn von einst Pol Pot ist, der Anführer der Roten Khmer, unter deren Herrschaft bis 1979 zwei Millionen Kambodschanerinnen und Kambodschaner umgebracht worden sind. Chea Samy war eine der wenigen Überlebenden, die noch die Kunst des klassischen Tanzes lehren konnte, was sie bis zu ihrem Tod 1994 tat. Sophiline Cheam Shapiro, eine ihrer Schülerinnen, pflegt die Tradition des klassischen kambodschanischen Tanzes kombiniert mit der Bewegungssprache George BaLanschines oder Merce Cunninghams und westlichen Dramenstoffen wie Mozarts Zauberflöte. Was klingt, wie der Plot zu einem unglaubwürdigen Historiendrama, ist tatsächlich der Stoff eines Dokumentarfilms. Den Kern des Films bildet ein seltenes Interview mit Pol Pot mit dem serbischen Fernsehen, das Nachleben der Diktatur wiederum wird in Tanzszenen erfasst. Seit 2008 gehört der klassische kambodschanische Tanz dem UNESCO-Weltkulturerbe an.
Fr. 13.12. / 20:00Stummfilm mit Livemusik-Begleitung von Ezzat Nashashibi
Peggy Pepper aus Georgia hat nur einen Gedanken: Sie will ein Filmstar werden. Und tatsächlich kann sie in Hollywood eine Rolle in einem komischen Zweiakter ergattern. Die Komödie wird ein großer Erfolg, doch Peggy will fortan nur noch in ernsten Dramen auftreten – sehr zum Verdruss des Komödiendarstellers Billy Boone, der sie unterstützt und sich in sie verliebt hat. Als „Patricia Pepoire“ wird Peggy an der Seite ihres französischen Schauspielkollegen und Grafen zum Kassenstar. Vom Ruhm berauscht, plant die hochnäsige Peggy den Grafen zu heiraten. Die Satire basiert lose auf der Lebensgeschichte von Stummfilmstar Gloria Swanson.
Filme vom 5.12. bis 11.12.
Ab Do. 5.12. / 17:30
Am Anfang von „No Other Land“ ist zu sehen, wie ein Bulldozer ein Haus in Masafer Yatta zerstört, einer Sammlung von Dörfern im Westjordanland. Und diese Bilder wiederholen sich. Über fünf Jahre hat ein palästinensisch-israelisches Kollektiv die Zerstörungen in der Region durch die israelische Armee dokumentiert. Im Zentrum stehen der palästinensische Aktivist Basel Adra und sein israelischer Freund, der Journalist Yuval Abraham. Während Basel seit seiner Kindheit unermüdlich gegen die Versuche der israelischen Armee kämpft, die Bewohner*innen von Masafer Yatta zu vertreiben, versucht Yuval, die Komplexität des Konflikts durch seine Arbeit als Journalist zu vermitteln. Ihn und Yuval eint die Überzeugung, die Wahrheit ans Licht bringen zu müssen. Ihr gemeinsamer Film dokumentiert die harten Lebensbedingungen der palästinensischen Gemeinschaft unter der Besatzung, die täglichen Kämpfe gegen die Zwangsräumung und die Zerstörung ihres Zuhauses. Während Yuval sich vergleichsweise unbehelligt durch das Westjordanland bewegen kann, sieht Basel sich konstanter Repression ausgesetzt.
Preis für den besten Dokumentarfilm und Panorama Publikumspreis bei der Berlinale 2024.
Ab Do. 5.12. / 20:00
Leon lebt in Frankfurt am Main und verdient sein Geld damit, mit kriminellen Methoden Immobilienpreise zu drücken. Als sein Großvater im Sterben liegt, reist er in sein Herkunftsland Albanien, um Abschied zu nehmen. In Albanien angekommen, fordert die Familie Leon auf, dem Verstorbenen seinen letzten Wunsch zu erfüllen: Seine Asche soll im Meer vor der Küste Albaniens verstreut werden. Leon macht sich widerwillig auf die Reise in sein Herkunftsland, zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren, und damit zurück zu einer Vergangenheit, mit der er eigentlich abgeschlossen hatte. Auf seinem Roadtrip lernt er die Orte und Menschen Albaniens neu kennen. Und er kommt unfreiwillig einem Familiengeheimnis auf die Spur, dass mit der Zeit der Diktatur verbunden ist.
Ab Fr. 6.12. / 18:00
Die Schwestern Karen und Jule sind maximal verschieden. Ihre beiden Familien kommen zu einem Geburtstagsfest in Karens Haus am See zusammen, in dem vorher die verstorbene Mutter gelebt hat. Auch nach ihrem Tod scheint sie drohend über allem zu schweben. Die Idylle der Landschaft täuscht: Karen ist gefühlskalt und herrisch, Jule beginnt, gegen ihre dominante Schwester zu rebellieren. Auch die Kinder lehnen sich gegen die bleierne Atmosphäre in der unübersehbar unglücklichen Familie auf. Erst stirbt ein Huhn, dann eine Katze, bald steuert alles auf Eskalation zu. Zwei Filme über dysfunktionale Familien hat Roman Zürcher bisher gedreht. „Der Spatz im Kamin“ bildet nach „Das merkwürdige Kätzchen“ (2013) und „Das Mädchen und die Spinne“ (2021) den Abschluss der Tier-Trilogie und wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen von Locarno uraufgeführt.
Ab Fr. 26.12. / 20:30
Der israelische Soldat Shlomi Aharonov, 18 Jahre alt, desertiert während eines Kampfeinsatzes seiner Einheit im Gaza-Streifen. Nicht aus Überzeugung, sondern weil er seine Freundin Shiri noch einmal wiedersehen möchte, bevor sie zum Studieren nach Kanada verschwindet. Der Wunsch ist stärker als die Angst vor der Gefängnisstrafe, die Deserteur*innen droht. Aber erst, als er hört, dass die Armee-Führung ihn als vermisst gemeldet hat und davon ausgeht, dass er sich in palästinensischer Gefangenschaft befindet, bekommt er es wirklich mit der Angst zu tun. Dann erleidet sein Vater einen Herzinfarkt, und seine angebliche Entführung ist für die israelische Armee Anlass zu einem massiven Gegenschlag mit vielen Toten. Shlomi beschleichen Schuldgefühle. Der lange vor den jüngsten Ereignissen in Gaza produzierte Film feierte im August 2023 seine Weltpremiere auf den Filmfestspielen in Locarno.
Kinder- & Jugendkino
Sa. 7.12. + So. 8.12. / 15:00 // Sa. 14.12. + So. 15.12. / 15:30
Seit sie sich erinnern kann, spielt Mona Fußball - und zwar besser als die meisten Jungs, ihre Brüder eingeschlossen. Zu Hause in Syrien gehörte Fußball zum Alltag, auch während des Krieges. Doch als die kurdische Familie nach Deutschland fliehen muss, fällt es der 11-jährigen schwer, sich an der neuen Grundschule im Berliner Wedding wohl zu fühlen. Der Klassenlehrer begrüßt sie freundlich, aber schnell merkt Mona, dass es an ihrer Schule ziemlich hart zur Sache geht. Nicht einmal zum Training der Mädchenmannschaft traut sie sich anfangs zu gehen, denn die Mitschüler*innen benehmen sich Mona gegenüber mies. Doch ihr außergewöhnliches Talent bleibt dem engagierten Klassenlehrer Herr Chepovsky – genannt Herr Che – nicht verborgen. Er überredet Mona, sich dem Mädchenteam anzuschließen und schnell fühlt sie sich auf dem Fußballplatz wieder ein bisschen wie früher. Um gewinnen zu können, muss das Team lernen gemeinsam kämpfen - statt gegeneinander.
Sa. 14.12. + So. 15.12. / 15:00 // Sa. 21.12. + So. 22.12. / 15:30
In Norwegen kurz vor der Weihnachtszeit taucht die zehnjährige Stine in einem idyllischen verschneiten Dorf auf und versteckt sich im Haus von Schumacher Andersen in der Schustergasse. Der mürrische, etwas verschrobene alte Mann hätte eigentlich lieber seine Ruhe und ist gar nicht begeistert, als er seinen heimlichen Gast entdeckt. Das ungleiche Duo braucht eine Weile, bis es sich einander angenähert hat. Doch Stine kann den knurrigen Schumacher mit ihrer warmen und herzlichen Art für sich begeistern. Und die übrigen Dorfbewohner*innen gleich mit. Bleibt nur die Frage, was das Mädchen ganz alleine und kurz vor Weihachten in der fremden Umgebung verloren hat?